CD-Review: Mareille Merck LARUS – «Stille Wasser»
Eine Koproduktion mit SRF 2 Kultur
Von Michael Boner
Die in Stralsund (D) geborene und heute in Zürich lebende Jazz-Gitarristin Mareille Merck hat sich in den letzten Jahren über die Landesgrenzen hinaus wachsende Aufmerksamkeit in der Jazz-Szene erspielt. So wurde sie 2021 in Finnlands nationalem Radio YLE Mareille Merck als eine von fünf jungen, bemerkenswerten Jazz-Künstler*innen aufgelistet. Zudem stand sie bereits mit Grössen wie John McLaughlin oder Michael League (Snarky Puppy) auf der Bühne. Seit vergangenem Herbst hat sie eine Dozentur für Hauptfach Jazz-Gitarre an der Hochschule Luzern inne. Höchste Zeit also, dass sie auch in unserem Magazin einen Platz erhält.
Die 2023 erschienene CD «Stille Wasser» wurde von Mareille Merck mit ihrer Formation Mareille Merck LARUS eingespielt. Auf dem Album wird sie begleitet von Florian Bolliger am Kontrabass und Janic Haller am Schlagzeug. Die zwei Musiker bilden für Mareille Mercks ausdrucksstarkes Gitarrenspiel das optimale Fundament. Das Zusammenspiel wirkt immer lebendig, angeregt und hat gleichzeitig ein Selbstverständnis und eine Entspanntheit, die von grosser musikalischer Vertrautheit zeugt. Die Gitarristin zeigt dabei durch ihr facettenreiches Spiel und die geschickt für das Trio arrangierten Kompositionen wie spannend sich ein instrumentales Album von Anfang bis Schluss anhören kann. Ich ertappe mich beim Hören des Albums dabei, wie ich bei fast jedem Stück die Titelliste konsultiere, um mir den Namen des gerade laufenden Tracks zu merken. Es tauchen immer wieder überraschende Elemente auf, sei es das selbstverständliche Integrieren von (mit der rechten Hand) getappten Flageolett-Akkorden in thematischen Passagen (Boomerang), oder das dezente Einsetzen des Vibrato-Hebels ihrer Stratocaster (Mosaik), um der Musik noch mehr stimmungsmässige Tiefe zu geben.
Die Stücke des Trios sind musikalisch kurzweilig und auch eingängig, bleiben aber gleichzeitig vielschichtig und werden nie vorhersehbar. Dabei lässt Merck ihren Mitmusikern immer wieder Platz, sodass auch der Kontrabass Melodiefunktion übernimmt (Konturen), oder sie wird vom treibenden Groove des Schlagzeuges zu einer fast schon irrwitzigen Solo-Improvisation getrieben (Kassiopeia). Mareille Mercks ganz individueller musikalischer Ausdruck zieht sich durch das gesamte Album. Trotz aller Vielseitigkeit wirkt kein Moment aufgesetzt, man hat das Gefühl einer Musikerin und ihrem Trio zuzuhören, die ihre eigene Sprache gefunden haben und mit Leichtigkeit spannende musikalische Geschichten zu erzählen wissen.